Es ist wichtig, eine Verbindung zwischen Kultur und Natur herzustellen

5.9.18_LettreClement

Wir haben Clément Grandjean gebeten, uns für die Ausgabe von Notre Nouvelle Presse zum Thema Kultur einen Text zu diesem Thema zu schreiben. Er schreibt vor allem in der Zeitschrift Terre & Nature, und so dachten wir uns, dass er uns sicher interessante Dinge zu erzählen hat. Wir lieben das Ergebnis! In jedem von uns steckt eine Bäuerin, ein Landwirt (auf Französisch «cultivateur»). Sie bezweifeln das? Falls ja, dann ist es eine dieser kleinen Launen der Sprache, die dazu führen, dass die Kultur (la culture) überall ist: Man kultiviert ein Stück Land genauso wie eine Freundschaft. Und das ist noch nicht alles. Schreiben Sie das Wort auf Französisch mit einem Grossbuchstaben (la Culture), und Sie erhalten nicht weniger als die Gesamtheit der Werte, die eine Gesellschaft ausmachen. Dies vorausgeschickt, ist es schwierig, darin nur einen etymologischen Zufall zu sehen. Ob man einen Garten, eine Beziehung oder seinen Geist kultiviert, macht keinen grossen Unterschied. Zunächst einmal ist es Arbeit, denn es reicht nicht aus, einen jungen Strauch zu pflanzen, um ein Landgut gedeihen zu lassen, oder das erstbeste Buch aufzuschlagen, um seine Neugier zu stillen. Nein, es braucht Geduld und Hingabe, manchmal auch Mut, wenn man noch einmal ganz von vorne anfangen muss. Zugegeben, diese Arbeit ist mehr oder weniger schmutzig, je nachdem, ob man einen Kartoffelacker oder eine Liebesbeziehung kultiviert, aber in beiden Fällen ist das Vorgehen langfristig angelegt… und zwingt zur Bescheidenheit. Kultur ist vor allem die Aussicht auf eine Belohnung. Das reicht von der Zufriedenheit über eine grosszügige Obst- oder Gemüseernte bis hin zur Freude an einem Austausch, an einer bereichernden Begegnung. Um einerseits den Körper, zum anderen den Geist zu nähren. Es ist eine Frage des Gleichgewichts. Und eine Frage der Menschheit: Die Philosophen haben lange die Ansicht vertreten, dass der Begriff Kultur der Gegenbegriff zu Natur ist, dass es sich um eine Eigenart handelt, in der unsere Neigung, unsere Umgebung unter Kontrolle zu bringen, unser Gefallen an perfekt quadratischen Feldern und Gärten, die wie mit der Schnur gezogenen wirken, zum Ausdruck kommt. Was wäre, wenn sich die Dinge ändern würden? Wie wäre es, wenn wir Kultur und Natur miteinander in Einklang bringen könnten, indem wir uns bemühen, das Potenzial unserer Böden zu schonen, oder indem wir partizipative Obstgärten anlegen, in denen Früchte und Freundschaften im Rhythmus der Jahreszeiten wachsen? Projekte, die auf einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft basieren, werden immer häufiger auf der ganzen Welt durchgeführt und zeigen, dass die Idee sich durchsetzt. Die Art von Revolution, die zuerst in den Köpfen und Herzen entsteht, bevor sie sich auf dem Land ausbreitet. Eine kulturelle und Kultur-Revolution. Wer war das noch, der gesagt hat, dass alles miteinander verbunden ist?

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